Ghosting – So gehen Gründer professionell mit plötzlicher Funkstille vom Investor um

Ghosting ist häufiges und frustrierendes Phänomen im Fundraising. Wir zeigen, wie Gründer professionell mit der plötzlichen Funkstille von Investoren umgehen und welche Strategien helfen, Ghosting zu vermeiden. Zudem beleuchten wir, wie Venture Capitalists selbst ihre Kommunikation effizienter gestalten können.

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Serie: Code of Conduct für VCs

Ghosting – So gehen Gründer professionell mit plötzlicher Funkstille vom Investor um

Bei Capvisory unterstützen wir ambitionierte Startups bei Seed- und Series-A Finanzierungsrunden. In diesem Fachartikel teilen wir unsere Erfahrung aus der Praxis.

Gründer und Partner

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Dieser Artikel ist Teil unserer “VC Code of Conduct”-Serie, mit der wir versuchen, Erlebnisse unserer Gründer in Fundraisingprozessen zu thematisieren und zu einem respektvollen Umgang in der VC-Branche beizutragen.

Was bedeutet „Ghosting“ im VC-Kontext?

Super spannend, wir melden uns spätestens kommende Woche.” Jeder Gründer kennt es. Die Tage vergehen und nach 14 Tagen hakt man doch mal nach – ohne Erfolg.

Ghosting tritt auf, wenn ein Investor, der zuvor Interesse gezeigt hat, die Kommunikation unvermittelt einstellt. Das passiert oft nach vermeintlich vielversprechenden Gesprächen. Für Gründer bedeutet das: Du wartest auf eine Antwort, die im schlimmsten Fall nie kommt. 

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Warum passiert Ghosting?

Es gibt vielfältige Gründe, warum Investoren plötzlich nicht mehr antworten. Hier eine nicht abschließende Liste:

    1. Überwältigende Arbeitslast: Viele VCs erhalten täglich Hunderte von E-Mails und Pitches und sind oft einfach überlastet, sodass sie nicht jedem antworten können.
    2. Unsicherheit: VCs könnten sich unsicher sein, ob sie investieren wollen, und vermeiden eine endgültige Absage, um sich die Option offen zu halten, später noch einzusteigen.
    3. Strategisches Abwarten: Manche VCs warten, ob ein Lead-Investor oder andere Investoren Interesse zeigen, bevor sie sich entscheiden.
    4. Furcht vor Konfrontation: Es ist unangenehm, eine Absage zu erteilen, besonders wenn dies zu Diskussionen oder Rechtfertigungen führen könnte. Daher vermeiden manche Investoren lieber die Kommunikation.
    5. Fehlende interne Prozesse: In kleineren Fonds oder Family Offices fehlen oft klare Strukturen und Systeme zur Nachverfolgung von Pitches oder Absagen.
    6. Verzögerung für bessere Konditionen: Wenn VCs die Kommunikation hinauszögern, kann sich die finanzielle Situation des Startups verschlechtern, was ihnen bessere Verhandlungsmöglichkeiten verschafft.
    7. Interne Krisen oder Zombie-Funds: Manchmal ist der Investor nicht mehr wirklich aktiv oder hat interne Probleme, die nicht kommuniziert werden. Sie führen Gespräche weiter, um den Schein zu wahren, sind aber nicht handlungsfähig.

Bei Capvisory begleiten wir Startups im Fundraising und haben aus Erfahrung gelernt: Selbst den besten Startups passiert Ghosting. Es ist nicht ungewöhnlich, dass bei 100 kontaktierten Investoren 5-10 während des Prozesses die Kommunikation abbrechen, ohne eine Begründung zu geben. Aber: Egal, wie gut der Grund ist, Ghosting darf nicht passieren.

Warum ist Ghosting so problematisch?

Für die Gründer ist Ghosting  aus mehreren Gründen problematisch. Zum einen verlieren sie wertvolle Zeit, weil sie oft wochenlang auf eine Rückmeldung warten, die sie stattdessen anderweitig investieren könnten. 

Dazu kommt die Unsicherheit, denn ohne jegliche Antwort bleibt unklar, ob das eigene Vorgehen oder die Präsentation einen Fehler hatte oder ob der Investor einfach das Interesse verloren hat. Diese Ungewissheit macht es schwer, den nächsten Schritt im Fundraising-Prozess zu planen.

Darüber hinaus kann die anhaltende Funkstille die Moral der Gründer erheblich beeinträchtigen. Das fehlende Feedback führt zu Demotivation und Zweifel, was es erschwert, mit vollem Engagement an die nächsten Herausforderungen heranzugehen.

VC’s hingegen haben das Risiko, ihre Reputation am Markt zu beschädigen. Die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass Gründer bei einer neuen Idee zu einem VC zurückkehren bzw. einen VC weiterempfehlen, von dem sie vorher geghostet wurden. Das kann sich negativ auf den Dealflow auswirken.

Des Weiteren kann schludriges Arbeiten dafür sorgen, dass Deals verloren gehen, denen man später hinterher trauert.

Unser Rat an Gründer

Um Ghosting zu vermeiden, sollten Gründer zunächst gründlich recherchieren. Bevor du eine Nachricht an einen Investor sendest, stell sicher, dass der VC zu deiner Branche und deiner aktuellen Phase passt – und noch aktiv ist. Eine gezielte Ansprache minimiert das Risiko, an Investoren zu geraten, die möglicherweise zum Ghosting neigen.

Ein starkes Netzwerk ist ebenfalls entscheidend. Beziehungen im VC-Ökosystem sind wertvoll. Eine warme Empfehlung oder ein direkter Kontakt helfen dir, die Kaltakquise zu umgehen und deine Chancen auf eine respektvolle Korrespondenz erhöhen.

Es ist wichtig, Geduld zu bewahren. Gib dem Investor in der Regel ein bis zwei Wochen nach eurem Gespräch Zeit, da sie oft mehrere Projekte gleichzeitig betreuen. Wenn du nach dieser Zeit noch keine Rückmeldung erhalten hast, solltest du freundlich nachfassen. Sende eine höfliche Erinnerung und achte darauf, respektvoll und professionell zu bleiben. 

Wenn nach vier Wochen immer noch keine Antwort kommt, ist es an der Zeit, weiterzuziehen. Betrachte diesen Investor als „verloren“ und konzentriere dich auf andere Investoren. Lass die Tür für spätere Gespräche offen, aber verschwende keine Zeit mehr.

Was können VCs besser machen?

    • Klare Erwartungshaltung setzen: VCs sollten schon im ersten Gespräch realistische Zeitrahmen und nächste Schritte kommunizieren, damit Gründer wissen, woran sie sind. Wenn das Team klein ist und lange braucht, ist das in Ordnung, solange man dies transparent kommuniziert. 
    • Effizientere Tools einführen: Die Implementierung eines CRM-Systems oder die Unterstützung durch EAs  kann helfen, Pitches besser nachzuverfolgen und rechtzeitig auf Anfragen zu reagieren. Dies könnte auch in internen KPIs gemessen werden.
    • Kapazitäten ausbauen: Wenn der Dealflow zu groß wird, sollten VCs zusätzliche Ressourcen wie Junior Analysts oder Assistenten einsetzen, um den Pitch- und Kommunikationsprozess effizienter zu gestalten.
    • Interne Richtlinien überprüfen: Klar kommunizierte Verhaltensweisen im Team etablieren und regelmäßig aktualisieren, insb. auch bei neuen Mitarbeitern.

Fazit: Professionell bleiben

Ghosting ist ein frustrierender, aber leider normaler Teil des Fundraising-Prozesses. Wichtig ist, sich nicht entmutigen zu lassen und immer professionell und höflich zu bleiben. Nimm das Verhalten nicht persönlich, sondern sei ehrlich zu dir selbst und reflektiere, dass der Investor wahrscheinlich kein Interesse an deinem Startup hat.

Nur zur Vollständigkeit: Fehlverhalten seitens der Gründer kommt ebenso vor und kann den VC’s Schaden zufügen. Seid fair zueinander.

Bei Capvisory unterstützen wir ambitionierte Startups bei Seed- und Series-A Finanzierungsrunden. Capvisory bietet Expertise sowie zusätzliche Kapazitäten in Fundraising Prozessen. Vereinbare einen Termin mit uns.

Wann sollte dein Startup damit beginnen, auf Investorensuche zu gehen?

Die Frage nach dem optimalen Zeitpunkt für Fundraising beschäftigt Gründer. Es gibt unter Experten zwei konkurrierende Ansichten darüber, ob der Ansprache-Zeitpunkt zum Bestandteil einer Fundraising-Strategie gemacht werden sollte oder besser nicht.

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Der beste Zeitpunkt fürs Fundraising

Wann sollte dein Startup damit beginnen, auf Investorensuche zu gehen?

Bei Capvisory unterstützen wir ambitionierte Startups bei Seed- und Series-A Finanzierungsrunden. In diesem Fachartikel teilen wir unsere Erfahrung aus der Praxis.

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Die Frage nach dem optimalen Zeitpunkt für Fundraising beschäftigt Gründer. Es gibt unter Experten zwei  konkurrierende Ansichten darüber, ob der Ansprache-Zeitpunkt zum Bestandteil einer Fundraising-Strategie gemacht werden sollte. 

Einige Experten betonen saisonale Schwankungen im Venture Capital-Markt, während andere argumentieren, dass die Jahreszeit nichts mit der Abschlusswahrscheinlichkeit zu tun hat.

Erste Ansicht: Saisonalität beeinflusst das Fundraising

Jeder, der schon länger im Venture Capital tätig ist, kennt diesen oder ähnliche Sprüche: „Im August besser kein Kapital einsammeln – die VCs sind im Urlaub.“

Analysen, basierend auf Pitchbook-Daten, bestätigen, dass in bestimmten Monaten – insbesondere Januar, März, Juni und Oktober – besonders viele Finanzierungen geclosed bzw. publik werden. 

Im Gegensatz dazu gibt es wenig(er) Aktivität in den Monaten Juli, August und Dezember. Zur Erklärung werden Urlaubszeiten und Feiertage herangezogen. Aus eigener Erfahrung können wir tatsächlich bestätigen, dass Investoren und Entscheidungsträger von Strategen in diesen Monaten schwerer zu erreichen sind.

Venture Capital Investor Mark Suster (Upfront Ventures) schließt sich dieser Ansicht an und meint, dass VC Finanzierungen einer Saisonalität unterliegen:

It is very difficult to raise venture capital between November 15 — January 7th. It is also very hard to raise VC from July 15 — September 7th.

Wenn man dieser Ansicht folgen möchte, ist es wichtig zu bedenken, dass jedem “Closing” in der Regel Wochen oder Monate der Investorenansprache und Verhandlungsphase vorausgehen. Insofern argumentieren Anhänger dieser Theorie, dass man weniger auf die Monate der Abschlüsse und vielmehr auf die vorhergegangenen Monate schauen muss. Eine gute Strategie sei es, 3-9 Monate (abhängig von Konjunktur, Branche und Traction des Startups) vor den Monaten mit hoher Abschluss-Aktivität mit der Investorenansprache zu beginnen.

Doch in welchen Monaten findet die Investorenansprache am häufigsten statt? Eine Analyse von DocSend aus dem Jahr 2019, basierend auf Daten von über 20.000 Gründern und VCs, bietet wertvolle Einblicke in das besagte Timing der Investorenansprache. Laut der Analyse versenden die meisten Gründer ihre Pitch Decks im Oktober, gefolgt von November und Mai. VCs hingegen schauen sich Pitch Decks besonders intensiv im März, Oktober und November an.

Decks Sent & Deck Visits (Studie 2019)

Datengrundlage sind über zwei Millionen Ansichten von Pitch Decks, die über 500.000 Unique Links geteilt wurden. Die meisten Decks werden im Oktober verschickt (Index 100), während Investoren im November am aktivsten sind (ebenfalls Index 100).

 Auch eine spannende Erkenntnis der Studie; Pitch Decks, die im Januar und Februar verschickt werden, erhalten im Durchschnitt fünf bis sieben Ansichten, während dieser Wert im Rest des Jahres auf etwa drei bis fünf Ansichten pro Deck sinkt.

Zweite Ansicht: Keine „perfekte“ Saison

Die andere Ansicht im Markt ist, dass Fundraising trotz saisonaler Trends das ganze Jahr über möglich ist und der Kalendermonat nicht zum Teil der Fundraising-Strategie gemacht werden sollte. So zeigt die Verteilung historischer Deals auf Carta beispielsweise, dass die Finanzierungsaktivität über das Jahr hinweg relativ konstant bleibt. Juni und August, oft als Urlaubsmonate angesehen, zeigen zwar einen kleinen Rückgang an Deal-Aktivität, sind aber dennoch solide Monate für Abschlüsse. Die Daten der oben zitierten DocSend Studie stützen diese Einschätzung. 

Viel wichtiger als der Kalendermonat ist nach dieser Ansicht der Zustand und die Bereitschaft des Startups. Sobald das Unternehmen solides Wachstum vorweisen kann und die nötige Traction aufgebaut hat, sollte der Fundraising-Prozess nicht künstlich aufgeschoben werden. Der Schlüssel liegt darin, Investoren anzusprechen, wenn das Startup eine überzeugende Wachstumsstory und klare Zukunftsperspektiven präsentieren kann – und das kann auch gut im Juli oder August geschehen.

Venture Capital Investor Fred Wilson (Union Square Ventures) vertritt diese Ansicht und meint, es komme auf den Zustand der Unternehmung und nicht den Zeitraum an;

If your company will be running out of money at or before year end, you should be raising money now. Do not let anyone convince you to wait until “everyone is back from the beach in September.” That is too late. Do it now.

Fakt ist: Auch im Hochsommer werden Finanzierungsrunden abgeschlossen. Ein Beispiel: Im August 2024 wurde die Series-C-Finanzierung von 180 Millionen US-Dollar für das Berliner Startup Caresyntax bekannt gegeben.

Unser Rat:

Starte das Fundraising, sobald dein Startup bereit ist, und zögere nicht, Investoren anzusprechen, wenn du eine starke Wachstumsstory präsentieren kannst oder wenn es absehbar Kapitalbedarf gibt. Vom Start des Fundraisings bis zur tatsächlichen Kapitalauszahlung solltest du sicherheitshalber mit einem Zeitraum von 6 bis 9 Monaten rechnen. Ein gut gewählter Ansprache Zeitpunkt kann helfen, ist aber nicht allein entscheidend. 

Wenn du nicht unter Zeitdruck stehst und den Zeitpunkt deines Fundraisings strategisch wählen kannst, hier die drei wichtigsten Tipps:

  • Vermeide die Q4-Fundraising-Falle: Am Jahresende zeigt sich oft ein wiederkehrendes Muster im Fundraising. Zunächst steigt die Aktivität stark an, bevor sie im Dezember abrupt nachlässt. Schaffst du es nicht, deine Runde bis Ende November abzuschließen, riskierst du, über die Feiertage an Momentum zu verlieren.
  • Nutz die Aktivitätsspitzen der VCs zu deinem Vorteil: Die Monate Oktober, November und März sind die aktivsten, was die Sichtung von Pitch Decks betrifft. Versuche, der Welle an Bewerbern voraus zu sein, statt hinterherzuschwimmen.
  • Antizyklisch im Januar und Feburar: Hier gibt es weniger Wettbewerb um die Aufmerksamkeit der VCs, was dir die Chance bietet, hervorzustechen und verstärkte Aufmerksamkeit von den Investoren zu erhalten.

Fazit: Unsere Erfahrung bei Capvisory

Aus unserer langjährigen Erfahrung bei Capvisory wissen wir, dass es keinen „perfekten“ Zeitpunkt für Fundraising gibt, der allein auf dem Kalender basiert. Der Erfolg hängt vielmehr davon ab, wie gut das Startup vorbereitet ist und welche Fortschritte es in seiner Entwicklung gemacht hat. Dennoch sollten saisonale und regionale Faktoren wie Urlaubszeiten oder Feiertage nicht ignoriert werden, um potenzielle Verzögerungen oder den Verlust von Momentum zu vermeiden.

Bei Capvisory unterstützen wir ambitionierte Startups bei Seed- und Series-A Finanzierungsrunden. Capvisory bietet Expertise sowie zusätzliche Kapazitäten in Fundraising Prozessen. Vereinbare einen Termin mit uns.

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