9 Wege, wie VCs ihren Ruf im Markt ruinieren

Über die Jahre, in denen wir Gründer bei Fundraising-Prozessen begleitet haben, haben wir erlebt, wie hochklassige VCs einen klar strukturierten Investmentprozess sehr ernst nehmen… während andere Gründer frustriert zurücklassen.

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9 Wege, wie VCs ihren Ruf im Markt ruinieren

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Gründer und Partner

Über die Jahre, in denen wir Gründer bei Fundraising-Prozessen begleitet haben, haben wir erlebt, wie hochklassige VCs einen klar strukturierten Investmentprozess sehr ernst nehmen… während andere Gründer frustriert zurücklassen.

Mit diesem Artikel möchten wir echte Erfahrungen aus Fundraising-Prozessen teilen. Und wir möchten zu einem fairen „Code of Conduct“ zwischen Gründern und VCs beitragen. Denn Zeit ist eine der wichtigsten Ressourcen beim Aufbau von Unternehmen und sollte auf beiden Seiten respektiert werden.

Aber einen Schritt zurück – wie können sich VCs wirklich abheben? Scrollt man durch 50 VC-Websites, hat man schnell ein Déjà-vu. Es heißt immer in irgendeiner Variation:

“We invest in exceptional founders building category-defining companies.”

Das ist in Ordnung. Aber… eben überall zu lesen. Sehr monoton. Über ihre Website können sich die wenigsten VCs wirklich abheben. Inhalte, Portfolio-Übersicht, Team Porträts – alles verschwimmt zu einem “Einheitsbrei”.

Wo sich VCs wirklich unterscheiden können, ist in der Art und Weise, wie sie ihren Investmentprozess gestalten. Und das im Markt kommunizieren.

Ein reibungsloser, respektvoller und klar strukturierter Prozess gewinnt nicht nur den Deal, sondern erzeugt auch positives Rauschen in der Gründer-Community. Und dieses Rauschen verbreitet sich schnell.

Hier sind neun Beispiele, die wir immer wieder erlebt haben und die das Gegenteil bewirken. Sie schaden dem Ruf eines VCs. Zudem haben wir einfache Alternativen für euch, liebe VCs, wie ihr es besser machen könnt:

1. Termine kurzfristig verschieben

In einem Prozess hatte der Gründer Sonntagabend Calls mit US-VCs. Am Montagmorgen um 9:00 Uhr war ein Call mit einem europäischen VC geplant. Der Gründer und wir waren seit 6 Uhr wach, um den Pitch noch einmal zu optimieren – er wollte den Call von zu Hause aus machen. Dann kam die E-Mail: „Sorry, können wir das auf nächste Woche verschieben?“ Der ganze Tag des Gründers war damit auf den Kopf gestellt.

DO: Schicket trotzdem jemanden. Entweder jemanden, der den Pitch entgegennehmen kann, oder zumindest jemanden, der sich in eurem Namen entschuldigt und beim Verschieben hilft.

2. Zuspätkommen / nicht erscheinen

15 Minuten zu spät zu kommen, mag nicht schlimm wirken. Aber wenn man sich wochenlang vorbereitet hat, zählt jede Minute. Im extremsten Fall: unentschuldigtes Nichterscheinen. Das ist nicht nur unprofessionell, sondern respektlos.

DO: Wenn ihr euch verspätet – schickt trotzdem jemanden.

3. Falsche Versprechen

Ich habe es schon dutzendfach gehört: „Ihr seid genau die Art von Startup, in die wir investieren! Wir melden uns bis Ende der Woche.“ Dann… Funkstille. Offensichtlich war das Interesse nicht allzu groß genug.

DO: Ehrlichkeit von Anfang an spart allen Beteiligten Zeit (und Nerven). Halte eure Versprechen ein, auch wenn das bedeutet, ein Investment abzusagen.

4. Prozesse ziehen sich zu lange

Fundraising ist nicht wie Wein, der mit der Zeit besser wird. Timing ist entscheidend. Wenn Entscheidungen zu lange dauern, bleiben Gründer in Unsicherheit, verbrennen Runway und verpassen andere Chancen.

DO: Entwickelt und kommuniziert einen klaren Investmentprozess und haltet eure Meilensteine ein, so wie ihr es auch von Gründern erwartet. Die besten VCs, die ich kenne, arbeiten systematisch ihre Deals ab.

5. Keine Vorbereitung

Mit einem B2C-Software-Gründer war ich in einem Call, in dem der VC offensichtlich zum ersten Mal während des Gesprächs das Pitch-Deck geöffnet hat. Nach zehn Minuten Pitch unterbrach der Associate: „Sorry, wir investieren nur in B2B-Unternehmen.“

DO: Gemeinsam mit Gründern bereiten wir jeden Call akribisch vor, erstellen für jedes Investorengespräch spezielle Notion-Boards mit Briefing-Notes. Das kann pro Investor Stunden dauern. Bitte, VCs –erscheint vorbereitet oder sagt den Deal einfach ab.

6. Falsche / veraltete Informationen auf der Website

Gemeinsam mit drn Gründern machen wir unsere Hausaufgaben. Wir screenen alle potenziellen Investoren, um den besten Fit zu finden. Wir prüfen Websites, Portfolios (und Synergien), Teammitglieder, Blogposts, YouTube-Kanäle, Podcasts und mehr. Trotzdem hören wir manchmal in Intro-Calls: „Wir investieren nicht mehr in XYZ.“ Für Gründern ist das ein Zeichen mangelnder Sorgfalt.

DO: Haltet eure Website aktuell und entfernt veraltete Informationen aus dem Netz.

7. Kein „Dry Powder“

Das ist ein schwieriger Punkt: 2023/2024 hatten wir Mandate, bei denen 20–25 % der VCs, die Intro-Calls angenommen haben, selbst noch im Fundraising waren  ohne dies vorher zu erwähnen. Wir verstehen, dass ihr LPs Dealflow zeigen müsst, aber für Gründer ist das extrem zeitaufwendig.

DO: Sagt von Anfang an, wenn ihr selbst noch im Fundraising seid und macht Zeitplan transparent. Lasst die Gründer entscheiden, ob sie die Zeit trotzdem investieren wollen oder nicht.

8. Gespräche an Juniors „herabstufen“, um „alles gesehen zu haben“

Das passiert immer wieder: Wir sprechen zuerst mit den Partnern des Funds zu einem Deal und werden danach an die Juniors im Team verwiesen – für einen weiteren Intro-Call, in dem oft dieselben Fragen gestellt werden. In den meisten Fällen lehnen sie den Deal anschließend ab.

Wenn das der normale Investmentprozess ist, ist das völlig in Ordnung. Wenn es aber nur ein „Lass den Junior das mal sehen“ oder Trainingscall ist, obwohl ihr schon wisst, dass ihr ablehnt, kostet es den Gründern Zeit und bringt eure Juniors in eine unangenehme Lage.

DO: Macht klar, ob dieser Schritt klassischer Teil der Prozesses ist – oder lehnt einfach ab.

9. Schlampige Arbeit

Ein VC schickte einmal eine Absage-Mail an einen Gründer und setzte dabei versehentlich einen völlig fremden Gründer in CC. Fehler passieren, aber…

DO: …arbeitet so sorgfältig, wie ihr das auch von den Gründern erwartet.

Takeaway

Fundraising ist schon schwer genug. Ganz ohne diese vermeidbaren Stolperfallen.

VCs, die aus den richtigen Gründen herausstechen wollen, sollten die Zeit und das Vertrauen von Gründern wie Gold behandeln – denn in diesem Spiel sind sie genau das.

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Wie viele Unternehmensanteile sollten Gründer und Mitarbeiter tatsächlich in jeder Startup-Phase besitzen?

Wir sprechen sehr häufig mit Gründern, die planen, Risikokapital von institutionellen VCs aufzunehmen. Eine der ersten Fragen, die wir immer stellen, ist: „Wie viele der Unternehmensanteile besitzen die aktiven Gründer und Mitarbeiter in eurer Company?”

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Wie viele Unternehmensanteile sollten Gründer und Mitarbeiter tatsächlich in jeder Startup-Phase besitzen?

Die spezialisierte Berliner M&A-Boutique Capvisory begleitet Tech Unternehmen bei Seed-, Series-A- und Series-B-Finanzierungsrunden sowie im Exit-Prozess.

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Gründer und Partner

Wir sprechen sehr häufig mit Gründern, die planen, Risikokapital von institutionellen VCs aufzunehmen. Eine der ersten Fragen, die wir immer stellen, ist: „Wie viele der Unternehmensanteile besitzen die aktiven Gründer und Mitarbeiter in eurer Company?”

Die Antworten können ziemlich unerwartet sein und reichen von nur 5% bis zu vollen 100%. Ein extremes Beispiel aus dem letzten Jahr war ein Gründer, der eine Bewertung von 20 Millionen Euro aufrief. Das Problem war: Nur ein paar Monate zuvor hatte er 2 Millionen Euro (was großartig ist) von Familie und Freunden zu einer Bewertung von 4 Millionen Euro eingesammelt und dadurch 50% seines Unternehmens abgegeben hat.

Das Problem

Weniger als 85-80% in Pre-Seed-Phase zu besitzen, stellt potenzielle Herausforderungen für das den weiteren VC-Weg dar. VCs benötigen signifikante Exits, um Renditen zu erzielen, und für herausragende Exits raisen die meisten Unternehmen mehrere Finanzierungsrunden, was mehrfach zu Verwässerungen führt. Wenn ihr bei der ersten institutionelle Runde mit 50% oder weniger beginnt und beim Exit nur noch 0,5% haltet, wie groß ist dann euer Ansporn wirklich, die Company voranzutreiben. Vor allem verglichen mit anderen Gründer*innen in eurem Bereich, die bei 10-15% beim Exit landen?

Hier noch ein Disclaimer: Der VC-Weg ist nicht der einzige Weg. Nehmt Mailchimp, GoPro, Atlassian oder GitHub, die nicht den traditionellen Weg gegangen sind und dennoch Milliardenunternehmen aufgebaut haben. Es gibt also alternative Erfolgswege. Dennoch finden viele Unternehmen VC-Finanzierung notwendig für das Wachstum in die ganz großen Sphären, wie der Fakt zeigt, dass 20-30% der US-Börsengänge mal VC unterstützt waren. Wir sagen immer gerne: Wenn Sie kein Raketenunternehmen bauen, benötigen Sie möglicherweise nicht den Treibstoff, um die Rakete vom Boden zu bekommen.

Investorenerwartungen verstehen

 

Wenn ihr aber bereit zum Skalieren seid und erhebliche finanzielle Mittel benötiget, haben Investoren spezifische Erwartungen daran, wie viele Unternehmensanteile die operativ tätigen Personen halten:

 

Diese Zahlen veranschaulichen, warum Ownership entscheidend ist. Noch einmal: Wenn aktive Teammitglieder beim Exit beispielsweise nur 0,5% besitzen, was würde sie motivieren, den Erfolg des Unternehmens voranzutreiben? So die Denkweise.

Euer CapTable ist zu “kaputt”? Was tun?

Wenn euer CapTable schon “broken” ist, ihr diesen Artikel nicht früh genug gelesen habt und nun überraschend feststellt, dass ihr doch tatsächlich ein Raketenunternehmen aufbaut, gibt es Lösungsansätze, um die aktiven Ownership von Gründern und Mitarbeitenden zu steigern:

1. Rückkauf von Anteilen: Obwohl potenziell kostspielig, können aktive Gründer Anteile von frühen Investoren zurückkaufen.

2. Vergünstige Anteilskäufe für Neu-Investoren: Möglicherweise schwierig zu verhandeln, aber ihr könnt versuchen, Secondary Deals mit alten Anteilseignern auszuhandeln, die für neue Investoren so attraktiv sind, dass der Großteil des Kapitals weiterhin direkt ins Unternehmen fließt.

3.Vollständige Rekapitalisierung: Dies könnte die Ausgabe neuer Anteile oder die Einführung einer neuen Anteilsklasse beinhalten, um den CapTable neu zu gestalten und an zukünftige Bedürfnisse anzupassen.

4. Ausgabe von Optionen-Pools: Dies kann alle Anteilseigner verwässern, bietet dem Team jedoch neue Anreize.

Es gibt hier sicher keine Einheitslösung und die Umsetzung erfordert sorgfältige Überlegung und Anpassung, idealerweise in Absprache mit Experten, an eure individuelle Situation.

Fazit

Das Verstehen der Bedeutung von CapTables hilft euch, Wege euer Unternehmen zu öffnen, sei es der VC-Weg oder ein anderer Pfad. Aktive Ownership von Gründern und Mitarbeitenden kann Motivation, Innovation und letztlich Wachstum fördern.

Für mehr Einblicke direkt in eurem LinkedIn-Feed, folgt Julius Krätschmer auf LinkedIn.

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